Federkernmatratzen, der Störsender im Bett

Johann Riedl

von Johann Riedl, Geschäftsführer

Tiroler Zirbe Puzzle

Der Störsender im Bett


Federkernmatratzen oder was?

Die Statistik sagt, dass immerhin zwei Drittel der Deutschen auf Federkernmatratzen schläft. Das hat natürlich in erster Linie etwas mit dem Preis zu tun. Federkernmatratzen gelten weiterhin als preisgünstig und haltbar. Diese Denkweise stammt noch aus Zeiten, als es kaum brauchbare Alternativen zu dieser Art von Matratze gab. Das ÖkoTest-Magazin untersuchte in der Ausgabe Dezember 2003 eine große Anzahl von Federkernmatratzen und kam zu einem vernichtenden Urteil.



Federkernmatratzen im Test

Gerade mal eine einzige . im preislich gesehen oberen Mittelfeld platzierte. Matratze verdiente sich das Urteil "gut". Mehr als ein Drittel hingegen wurden mit "mangelhaft" und "ungenügend" beurteilt, darunter auch ein sehr teures Fabrikat. Bei der Bewertung der ergonimischen Eigenschaften legten die Spezialisten ein fünfstufiges Bewertungssystem zu Grunde: schlechter als 5,0 kann es da nicht werden und .ausreichend. ist alles andere als eine Empfehlung. Immerhin sechs von 14 Matratzen mussten sich nach dem Praxistest mit dieser miesen Note abfinden.



Ergonmisch richtiges Liegen

Bedeutsam für die Beurteilung war die, für das ergonomisch richtige Liegen so wichtige "Punktelastizität". Offenbar ist es mit der viele beschworenen Nachgiebigkeit der Taschenfederkerne doch nicht so weit her. Entscheidend für das schlechte Abschneiden der Matratzen im Praxistest waren die kombinierten Untersuchungen zur Schulterzonenentlastung und Körperzonenunterstützung. Vor allem bei Letzterer versagten viele Produkte, es hagelte schlechteste Noten.



Das Problem: Giftstoffe und Magnetismus

Auch bei der Bewertung der Inhaltsstoffe kamen die Matratzen nicht gut weg. Bei der über einen namhaften Versandgroßhändler verkauften Matratzen eines großen Herstellers aus Franken, fand sich das Nervengift Permethrin als Mottenschutz und das antibakteriell wirkende und bedenkliche Triclosan. Ein Rekordwert von 4.447 Milligramm pro Kilogramm an phosphororganischen Verbindungen, die etwa als Flammschutz dienen und als nervengiftig, teilweise auch krebsverdächtig gelten, fand sich in der von der Fachwelt momentan hochgelobten Matratze, die angeblich in der Weltraumforschung entwickelt wurde. (Die Namen können Sie im ÖkoTest Magazin Dez. 2003 nachlesen)



Metallfedern und gesunder Schlaf

Einer schon lange umstrittenen Frage gingen die Tester besonders gründlich nach: Schaden die Metallfedern der Matratzen dem gesunden Schlaf? Baubiologen sind davon überzeugt, auch wenn der wissenschaftliche Beweis noch fehlt. Jedes technische Magnetfeld ist aus ihrer Sicht störend, weil es Körperfunktionen, etwa die Signalgebung der Zellen, beeinflusst, wenn man sich ihm über lange Zeit und vor allem während es Schlafes aussetzt.



Magnetfeld weicht ab

Bei dem Test wurden die Matratzen in 30 Rasterfelder unterteilt und diese Felder einzeln mit einem Präzisionskompass überprüft. Dabei gab es auf engstem Raum zum Teil erhebliche Abweichungen der Nadel, die nicht im Entferntesten etwas mit dem natürlichen Erdmagnetfeld zu tun haben. Zugleich wurde die Stärke der Magnetfelder mit einem hoch empfindlichen Magnetometer bestimmt, der zumeist eine starke Abweichung von natürlichen Verhältnissen aufzeigte.



Magnetisierung von Federkernmatratzen

Selbst wenn ein Hersteller mit Sorgfalt vorgeht und das Elektroschweißen seiner Federkerne unterlässt, was zumeist für die Magnetisierung verantwortlich ist, können die Liegeflächen leicht beim Transport durch die Nähe zu Motoren, im Matratzenlager durch die Nähe zu einem Trafo oder sogar daheim unfreiwillig aufgeladen werden. Man muss nur seine Lautsprecherboxen kurz aufs Bett legen, weil sie beim putzen im Weg sind, und schon ist es geschehen. Die Magnetisierung ist nicht rückgängig zu machen und hält jahrelang an.

(Quelle: ÖkoTest-Magazin Dezember2003)